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Einzelbericht - Fachgruppe Obstbau Bonn Rhein-Sieg |
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Bericht vom Samstag, dem 15. Juli 2023
| Nachruf Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Lenz | Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V, Fachgruppe Obstbau im Provinzialverband und dem Ältestenrat der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg | Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V, Fachgruppe Obstbau im Provinzialverband und dem Ältestenrat der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg
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| | Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Lenz –Ein Leben für den Obstbau
Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Lenz, dem langjährigen Direktor des Instituts für Obstbau und Gemüsebau der Universität Bonn, der am 28. Juni 2023 im Alter von 91 Jahren verstorben ist.
Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in unserer Gemeinschaft. Fritz Lenz war zeitlebens bemüht, seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen mit der Praxis zu teilen. In seiner Schaffenszeit wurde eine enge Zusammenarbeit mit dem Berufsstand gelebt, z. B. waren ihm die Vorstandssitzungen des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V. ein großes Anliegen. Er unterstütze die enge Zusammenarbeit von Obstversuchsanlage Klein-Altendorf und Vorstandsarbeit der Kreisfachgruppe Obstbau Bonn – Rhein-Sieg stets.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts verpflichtet Prof Lenz regelmäßig die Praxis und Beratung über die Ergebnisse der Forschungsarbeiten, durch Publikationen in Fachzeitschriften, den „Grünberger, Oppenheimer oder Weinsberger Seminaren“, durch Vorlesungen im Rahmen des Kontaktstudiums der Landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn, durch Institutscolloquien und durch Praxisseminare für Berater und Betriebsleiter, zu informieren.
In der damaligen Zeit bestand eine enge Zusammenarbeit mit den Beratern der Landwirtschaftskammern in Nordrhein-Westfalen und den Beratungseinrichtungen der anderen Bundesländer. Berater der Kammer Rheinland trafen sich wöchentlich im Institut zum Austausch.
Zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland konnte Prof. Lenz die Arbeiten des Instituts und der Versuchsbetriebe Marhof (Gemüsebau) und Klein-Altendorf (Obstbau) demonstrieren. Aber auch die vielen Auszubildende der Versuchsbetriebe trugen die Forschungsarbeit von Prof. Lenz und seinen Mitarbeitern in die praktischen Gartenbaubetriebe.
Das Landwirtschaftsministerium NRW förderte in der damaligen Zeit den Lehr und Forschungsschwerpunkt „Umweltverträgliche und standortgerechte Landwirtschaft“ (UsL), hier beteiligte sich Pro. Lenz und sein Institut mit großem Anteil im Arbeitskreis: „Neue Erkenntnisse bei der integrierten Obst- und Gemüseproduktion“. Diese Forschungsaktivitäten dienten dazu, Wissenschaft und Erfahrungen der Praxis sowie das Wissen der Landwirtschaftskammern und das Landwirtschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen zu vernetzen. Mit Kollegen aus Wissenschaft und Praxis hat er an den Grundlagen der integrierten Produktion für den Obstbau gearbeitet und maßgeblich an der europaweiten Einführung des Integrierten Obstanbaus mitgewirkt. In diesem Zusammenhang forschte Prof. Lenz auch frühzeitig seit den 80er Jahren zu den Auswirkungen der globalen Erwärmung und dem Anstieg des CO²-Gehaltes in der Atmosphäre. Die Ergebnisse wurde mit der Praxis in Rahmen von Hochschultagungen ausgetauscht, schon 1993 hat Prof. Lenz in diesem Gremium über seine Forschungsarbeiten mit einem Vortrag zu „Wirkungen steigender CO²-Konzentrationen in der Atmosphäre auf die Nutzpflanzen“ zusammenfassend berichten können.
Für die Praxis waren besonders die Aktivitäten zur Virusfreimachung der Obstgehölze von größter Bedeutung. Prof. Lenz war Vorsitzender der „Körkommission für die Ermittlung von Bestträgern von virusfreie Obstgehölzen“. Dieser Kommission gehörten zusätzlich Vertreter der Kammern in NRW, der Pflanzenschutzdienste, der Baumschulwirtschaft und der Obstbauverbände an. Erst durch die Virusfreimachung und Testung am Institut für Obstbau in Bonn, konnten virusfreie Bestträger selektioniert werden und an die Vermehrungseinrichtungen abgegeben werden. Durch die Verwendung von virusfreien Unterlagen und Edelsorten wurde die Produktion in den 70er und 80er Jahren im Obstbau gesichert, Erträge erheblich gesteigert und das Einkommen der Betriebe verbessert.
Auch die Arbeiten zu Nachbauproblemen, Nährstoff- und Wasserversorgung sowie anderen Anbaufragen fanden in der Praxis rege Aufnahme.
Die große Leidenschaft von Prof. Lenz waren aber Versuche zu physiologischen Grundlagen des Wachstums und der Ertragsbildung von Obstgehölzen. Seine Arbeiten zur Steuerung der Leistungsfähigkeit der Pflanzen und Auswirkungen auf die Photosynthese wurden auch in seinen weltberühmten Klimakammerversuchen durchgeführt und beschreiben heute noch die Grundlagen zum Kohlenstoffkreislauf von Obstgehölzen. Seine Entdeckungen und sein wissenschaftliches Wirken haben weltweit Anerkennung gefunden und zu wichtigen Erkenntnissen im Bereich der physiologischen Grundlagen des Obstbaus geführt.
Sein Beitrag auf dem Gebiet des Obst- und Gemüsebaus war außerordentlich und seine Forschung hat maßgeblich zur Entwicklung der Wissenschaft beigetragen. Von seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber an der Universität Bonn bis hin zu seinen internationalen Aktivitäten hat er zahlreiche Studierende und Doktoranden inspiriert und geleitet. Die Forschungsaktivitäten wollte Prof. Lenz auch mit anderen Einrichtungen teilen und begründete 1993 das „European Fruit Research Institutes Network“ (EUFRIN) mit. Dieses Netzwerk koordiniert heute auf vielen Gebieten – wie Züchtung und Sortenevaluierung, Ausdünnung und Verfrühung – die gemeinschaftlichen Forschungsvorhaben im Obstbau.
Nach seiner Emeritierung im Jahr 1997 dehnte es dieses Netzwerk in die osteuropäischen Staaten aus und förderte so die Entwicklung des Integrierten Anbaus in den dortigen Obstanbaugebieten. Er intensivierte die internationalen Kontakte vor allem mit Polen und der russ. Föderation und schuf in Anlehnung an EUFRIN - das RUGEFREN (Russian German Fruit Research Network; https://rugefren.wordpress.com/) mit regelmäßigem Newsletter und regte viele Kollegen zum Besuch der Obstanlagen in Russland an.
Prof. F. Lenz initiierte auch viele internationale Tagungen in Bonn: z.B. zu Nitrat in Gemüse 1982, Bodenmüdigkeit beim Apfel, Verbesserung und Erhalt der Fruchtqualität (Pome fruit quality, 1996) und mehrmals zur Photosynthese von Obstgehölzen (1982, 1990 und 1992), auch von diesen Tagungen konnte die Praxis und Berater profitieren.
Wegen seiner intensiven Bemühungen um die praktischen Belange des Gartenbaus und seine praktischen Versuchsarbeiten auf den Versuchsanstalten Klein-Altendorf und Marhof verlieh der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V. Prof Lenz im Februar 1999 die Hans-Tenhaeff-Medaille in Gold.
Nach seinem Ruhestand war Prof. Fritz Lenz auch ein wichtiges Mitglied im, 2011 gegründeten, Ältestenrat der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg. In diese Gruppierung treffen sich gut ausgebildete und aktive Rentner in geselliger Runde und unterstützen nebenbei die Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg in ihrer Arbeit. Bei allen Treffen war Prof. Lenz stets anwesend und fühlte sich sichtbar wohl im Kreis der Obstbaupraktiker. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und die praktischen Erfahrungen der Obstbauern, für die er sich sehr interessierte, gaben stets Anlass zu regen Diskussionen. Wir sind ihm für seine stets wertvollen Informationen und seine Anregungen dankbar. Dabei blieb er immer bescheiden und mochte es nur ungern, wenn er mit "Herr Professor" angesprochen wurde.
Im Kreise des Ältestenrates und der Fachgruppe Obstbau BN/Rhein-Sieg konnte er seine Kontakte gut einbringen und hat so Fahrten in die Obstbaugebiet von Krasnodar in Südrussland und nach Sotchi oder in die USA vorbereiten können.
Die Praktiker haben Prof. Lenz als außergewöhnlichen, bescheidenen, warmherzigen und stets dankbaren und wissbegierigen Menschen schätzen gelernt. Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Fritz Lenz, einem herausragenden Mitglied des Ältestenrates der Fachgruppe Obstbau Bonn – Rhein-Sieg und einem Freund des Obstbaus.
Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Lenz wird mit seiner lebensbejahenden Einstellung als herausragender Wissenschaftler und Mentor in Erinnerung bleiben. Sein Einsatz für die Praxis des Gartenbaus und seine zahlreichen Auszeichnungen zeugen von seiner Hingabe und seinem Engagement.
In dieser Zeit des Verlusts möchten wir unsere aufrichtige Anteilnahme seiner Frau, seiner Familie, seinen Freunden, Kollegen und allen, die von seinem Wirken beeinflusst wurden, aussprechen. Sein Vermächtnis wird in der Obstbauwissenschaft weiterleben und sein liebevolles Wesen wird uns immer als Vorbild dienen.
Dieter Linden und Elmar Schmitz-Hübsch für den Ältestenrat der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg im Provinzialverband, Dr. Andreas Mager für die Fachgruppe Obstbau im Provinzialverband und Dr. Adrian Engel, Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW
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